Mein Fahrrad
Ich möchte hier ein paar Details meines Fahrrads und der Zubehörteile beschreiben, um meine Erfahrungen zu teilen.
Der Grund ist, dass ich mir manche (insbesondere die teureren) Anschaffungen sehr lange hin und her überlegt habe und ich so anderen die Entscheidung erleichtern will.
2013 stand der Kauf eines neuen Fahrrads an, weil mein altes Fahrrad in die Jahre gekommen war und ich viele Teile hätte ersetzen müssen. Das hätte ich vielleicht auch getan - aber es hatte einen vollgefederten Rahmen und eine Vollfederung wollte ich nicht mehr, weil man bei jedem kraftvollen Pedaltritt merkt, wie die Kraft zu einem großen Teil in der Feder verpufft.
Ausgangspunkt war der Kauf meines neuen Fahrrads. Es stand beim Radhändler bereit und ich entschied mich nach kurzer Probefahrt für das Modell "Graz" der Firma Victoria für knapp unter 1000€.
Es ist ein gewöhnliches Trekkingrad.
Hier folgen nun einige Gedanken zu den Merkmalen des Fahrrads und den Gedanken, die ich mir dazu gemacht habe bzw. zu den Änderungen, die ich vorgenommen habe:
Grundmerkmale
- 28 Zoll Räder
- schmale, aber noch Feldweg-taugliche Reifen
- gerader Lenker für sportliches Fahren
- Verkehrssicherheit (Schutzbleche, Reflektoren, Lichtanlage mit Nabendynamo, LED-Licht und Standlichtfunktion)
hydraulische Bremsanlage
Ich wollte hydraulische Bremsen haben. Die Bremswirkung ist einfach deutlich besser. Im Grunde wollte ich Felgenbremsen haben. Das vorrätige Rad beim Radhändler hatte jedoch Scheibenbremsen - darüber bin ich mittlerweile froh. Denn bei Felgenbremsen stellt die Felge ein Verschleißteil dar. Die Räder sind andererseits heute aber nicht mehr so einfach zu tauschen wie früher; immerhin hat man heute meist einen Nabendynamo vorn und hinten ist die Schaltung betroffen. Ein Austausch einer Felge geht daher mit einem neuen Einspeichen einher und das kann ich zu Hause selbst nicht leisten. Der Wechsel einer Bremssheibe ist dagegen viel unkomplizierter.
Gangschaltung
Das Fahrrad hatte ursprünglich eine Shimano Kettenschaltung mit 3x9 Gängen. Kettenschaltungen sind jedoch extrem unzuverlässig. Am Anfang funktionierte Alles gut, aber schon nach einem Jahr kamen die Probleme. Ich selbst konnte die Schaltung nicht so einstellen, dass auch nur die vier (!) Gänge, die ich tatsächlich benutzte, zuverlässig funktionierten. Auch fachmännische Einstellung in der Fahrradwerkstatt führte nicht zu zuverlässiger Funktion.
Ich kannte die Problematik noch von einem alten Fahrrad, dachte aber, dass sich das bei einem hochwertigeren Fahrrad vielleicht anders darstellt.
Die Lösung ist für mich die Rohloff-Nabenschaltung mit 14 Gängen gewesen. Die Anschaffung habe ich mir lang überlegt, weil das gute Stück mit 1000€ doch sehr teuer ist und dazu noch nötige Zubehörteile kommen und natürlich auch der Umbau selbst Arbeitszeitkosten versursacht. Der Umbau kostete insgesamt etwa 1500€ - aber die haben sich gelohnt.
Zur Umrüstung an einem Fahrrad, das ursprünglich eine Kettenschaltung hatte, benötigt man einen Kettenspanner, den Rohloff auch herstellt.
Außerdem benötigt man eine Drehmomentabstützung. Im Fall einer Scheibenbremse ist das sehr elegant zu lösen; Rohloff bietet einen speziellen Adapter (
rote Pfeile im Bild) für die Scheibenbremsaufnahme an, der einen kleinen Bolzen (
grüner Pfeil) bereitstellt, um den sich die Drehmomentstütze der Getriebenabe mit einer kleinen Gabel arretiert. Gleichzeitig kann auf dem Adapter problemlos die ursprüngliche Bremse wieder montiert werden. Lediglich der Scheibendurchmesser ändert sich, sodass man auch eine spezielle Rohloff-Bremsscheibe braucht - was aber aufgrund der speziellen Aufnahme des Nabengehäuses ohnehin nötig ist.
Alle diese Teile kann man auf den Fotos an meinem Fahrrad sehen.
Außerdem sieht man die externe Schaltansteuerung (
blauer Pfeil), die eine Seiltrommel enthält. Muss man das Hinterrad ausbauen, kann man diese Schaltansteuerung einfach mit der großen Schraube abschrauben und abziehen und anschließend wieder aufstecken. Eine Schaltungs-Neueinstellung ist nicht nötig, weil die Gänge in der Getriebenabe selbst indiziert sind. Genial!
Noch ein Hinweis: Man sollte (wenn man auch im Winter fährt) wie vom Hersteller beschreiben 1:1 das Getriebeöl mit Spülöl mischen, da sonst bei unter -5°C manche Gänge nicht immer funktionieren; mit der genannten Mischung funktioniert alles (auch im Sommer) absolut zuverlässig.
Nähere Informationen zur Rohloff-Nabe gibt es beim Hersteller:
Rohloff Getriebenabe
(Man beachte auf den obigen Bildern auch die Pitlock-Achse, die gegen Diebstahl des Hinterrades schützt, weil sie nur mit einem speziellen Schlüssel gelöst werden kann;
www.pitlock.de)
Grundsätzlich ist eine Nabenschaltung mit vielen Vorteilen gegenüber einer Kettenschaltung versehen: Man kann zum Beispiel beliebig im Stand schalten, was sehr nützlich ist, wenn man mal unerwartet bremsen musste. Außerdem funktionieren alle Gänge tadellos. Es rattert nichts, die Gänge springen nicht raus. Außerdem sind alle Gänge tatsächlich sinnvoll. Bei Kettenschaltungen überlappen sich die vorhandenen Gänge derartig, das man eigentlich mindestens ein Drittel der Gänge als redundant bezeichnen muss.
Sehr hilfreich ist die folgende Internetseite, auf der man verschiedene Gangschaltungen vergleichen kann. Ich habe mal die Situation voreingestellt, die mein Fahrrad widerspiegelt; ein Vergleich der 27-Gang Kettenschaltung, die ursprünglich installiert war mit der jetzt installierten Rohloff-Nabe:
Ritzelrechner
(Man kann beliebig mit verschienden Schaltungsvarianten experimentieren und sich die resultierenden Übersetzungen anzeigen lassen.)
Federgabel
Wie bereits eingangs beschrieben halte ich nichts von einer Vollfederung an einem Trekkingrad. Das Problem: Eine Hinterradfederung schluckt beim Bergauffahren viel Kraft. Auch eine Vorderradfederung halte ich für unnötig. Eine Federgabel war jedoch installiert. Nach ca. drei Jahren war die Federgabel aber fix und fertig. Es gab ein beängstigendes Spiel beim Bremsen, es knackte und die Dichtungen gegen das Eindringen von Staub oder Wasser rutschten auf dem Rohr hoch, sodass nichts mehr dicht war.
Daher folgte der Entschluss zum Austausch; es wurde eine starre Gabel eingebaut. Es war gar nicht so einfach, eine entsprechende Starrgabel zu finden: Sie muss ja oben länger sein, weil der Rahmen auf eine Federgabel zugeschnitten ist und diese wegen des Federweges länger sind. Außerdem musste sie ja auch eine Aufnahme für eine Scheibenbremse haben. Unter diesen Voraussetzungen fand sich dann doch noch ein Exemplar, dass jedoch nicht die benötigten Aufnahmen für die vorderen Gepäckträger sowie die Schutzbleche hatte; es musste daher selbst gebastelt werden:
Auf der linken Seite konnte in der Scheibenbremsaufnahme eine längere Schraube verwendet werden und so auch der Gepäckträger befestigt werden.
Rechts dagegen wäre lediglich eine Bohrung für die Schutzblechaufnahme verfügbar gewesen. Das Problem dabei war, dass dann der Gepäckträger extrem nach hinten geneigt gewesen wäre und die Gepäcktaschen nicht waagerecht hängen würden. Dadurch wäre die Gepäcktasche sehr einseitig belastet gewesen - ganz abgesehen von der Optik.
Deshalb schnitt ich ein Aluminiumprofil (
gelber Pfeil) entsprechend zu und befestigte es mit einer Schraube an der Schutzblechaufnahme und mit einer Schraube (zur Verhinderung einer Rotation) in einer größeren Bohrung des Gabelendes, die es da zufällig (wofür auch immer) gibt. Das Aluminiumprofil war so sehr gut befestigt und konnte etwas weiter hinter der Nabe eine Bohrung erhalten, die dann die Befestigungsschraube des Gepäckträgers aufnahm. Diese Bohrung liegt exakt an der spiegelbildlichen Stelle der Scheibenbremsaufnahme-Schraube links. So sind beide Gepäckträger symmetrisch angebracht.
Wie man auf der letzten Abbildung sieht, mussten die Befestigungsschrauben mit einer Hülse (
roter Pfeil) auf Abstand gehalten werden, damit die Gepäckträger etwas Abstand zur Nabe erhalten und der Schnellspanner noch gelöst bzw. das Vorderrad im Fall einer Reifenpanne ausgebaut werden kann, ohne die Gepäckträger demontieren zu müssen.
Die Konstruktion scheint absolut stabil genug zu sein. Gleich nach Montage wagte ich eine zweiwöchige Radreise mit Alpenüberquerung und entsprechend viel Gepäck. Es hielt alles, nichts klappert, nichts verdreht sich. Es zeigt sich, dass ein Bisschen Improvisation immer wieder hilfeich sein kann. Man sollte immer auch etwas herumprobieren. Ich habe beispielsweise den rechten Gepäckträger links montiert und umgekehrt, weil sonst keine waagerechte Lage zu erreichen war. Allerdings waren die Abbildungen in der Montageanleitung und die Aufprägung von "R" und "L" auf den Gepäckträgern ohnehin widersprüchlich. Man muss aber auch bedenken, dass Federgabeln wegen der Federmechanik ganz gerade sind, während starre Gabeln meist nach vorn geschwungen verlaufen, um einen größeren Vorlauf und damit ein stabileres Fahrverhalten zu erreichen. Dies ist auch tatsächlich so - freihändiges Fahren war mit Federgabel praktisch nicht möglich, weil der Lenker ins Schwingen kam. Das ist nun nicht mehr der Fall.
Im Übrigen hat die starre Gabel ein im Vergleich zur Federgabel so viel geringeres Gewicht, dass es überraschend war. Darüber sollte man wirklich auch nachdenken, wenngleich ich sonst wirklich niemand bin, der großartig auf das Gewicht von Fahrradteilen achtet.
Das Cockpit
Bereits von Beginn an hatte ich mir an den Lenker Hörner und auch einen sog. Triathlonlenker (
grüner Pfeil) anbauen lassen. Letzterer ist sehr nützlich auf geraden Strecken und bei Gegenwind. Überhaupt ergeben sich so für lange Strecken zahlreiche verschiedene Positionen für Hände und Oberkörper. Der Nachteil eines Triathlonlenkers ist der große Platzbedarf am Lenker für die Unterarmauflagen. Daher war schon sehr bald der Anbau einer Lenkererweiterung (
gelber Pfeil) notwendig, die bei mir die Halterung für das Fahrrad-Navi trägt.
An den seitlichen Hörnern habe ich rechts einen Kompass (
roter Pfeil) angebracht und links einen Rückspiegel (
schwarzer Pfeil).
Neben dem Rückspiegel habe ich eine
Fahrradklingel angebracht. Es handelt sich um eine Klingel aus dem Haus "Crane". Diese hat den Vorteil, dass sie komplett aus Metall ist, nicht bei Fahrbahnunebenheiten klappert oder läutet und deutlich lauter ist als gewöhnliche Klingeln. Dabei ist zu beachten, dass die handbemalten Modelle von Crane aus Aluminium sind und bei Nässe leise werden, während die Modelle aus Bronze (mit Chrom oder Kupfer als Deckschicht) einen schöneren, lauteren und eben auch bei Nässe lauten Klang haben.
Der
blaue Pfeil zeigt auf einen
Steigungsmesser, der im Prinzip wie eine Wasserwaage funktioniert. Er heißt "sky mounti" und kann per E-Mail bestellt werden; mehr dazu unter
www.skymounti.com
Rechts neben dem Steigungsmesser habe ich ein Thermometer angebracht.
Links daneben sind der
Fahrradcomputer (ich empfehle Modelle mit Kabel) und das "
Cycle2Charge" (
www.cycle2charge.de) angebracht. Letzteres ist ein Laderegler. Er wird mittels Kabel (das eleganterweise durch das Steuerrohr nach unten verläuft) am Nabendynamo angeschlossen und hat einen USB-Anschluss, um alle gängigen Geräte zu laden. Es schützt auch bei hohen Geschwindigkeiten vor Schäden der angeschlossenen Geräte und liefert genug Strom für den dauerhaften Betrieb meines Fahrrad-Navis (Teasi Pro).
Falls der Strom dann doch nicht reicht, weil man mehrere Tage abseits von Steckdosen unterwegs ist und nicht nur das Navi, sondern auch Fotoapparat und Mobiltelefon betreiben will, habe ich außerdem ein
Solarmodul mit Akku ("xtorm Lava 2") angeschafft. Dafür habe ich dann eine (eigentlich für Motorräder gedachte) Halterung ("Xroam") gekauft, die durch ein Kugelgelenk erlaubt, das Solarmodul relativ frei zur Sonne auszurichten:
Marke: Eigenbau
Rahmentasche:
Für mich war das Rahmendreieck schon immer verschenkter Raum. Daher habe ich mir nun die mittlerweile dritte Rahmentasche selbst genäht (und perfektioniert). Sie hat links einfach eine große Tasche mit Raum für mein Fahrradschloss. Rechts habe ich Fächer für Flickzeug, Ersatzschlauch und Werkzeuge eingenäht. Auch auf der rechten Seite findet oben die Luftpumpe (samt Ersatzleuchten) Platz. Sie wird durch den "
Pumpfix" (
www.klickfix.de) gehalten:
Kartenhalter
Wenn man mal ohne Navi unterwegs sein will, bietet sich ein Kartenhalter an, der sich auf den selben Adapter aufstecken lässt. Außerdem ist er sehr nützlich als Halter für die Fahrradfahrkarte der deutschen Bahn. So etwas gab es nicht, sodass ich auch hier selbst gebaut habe. Es handelt sich um eine Plastik-Bastelplatte, ein paar Blindnieten, eine Klemmbrett-Klemme und das benötigte Adapterstück: