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Warum ich Delta Chat verwende
Hintergrund (hier aufklappen)
Heute sind Sofortnachrichten kaum mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Schnelle Kontaktaufnahme mit Freunden, Bekannten, Kollegen etc. - egal von wo; mittels Mobiltelefon, "Tablet", Rechner zu Hause.

Doch welchen Dienst für diese unkomplizierte Kontaktaufnahme sollte man verwenden?
Es gibt ein paar Unterschiede in der Handhabung, ein paar gravierendere Unterschiede in Sachen Datenschutz, die leider allzu oft unter den Tisch fallen und natürlich die Frage nach der Zuverlässigkeit des Anbieters. Dazu kommen manchmal ganz pragmatische aber auch banale Gründe, einen Dienst zu bevorzugen. Und sei es die Frage, wo sich "alle anderen" angemeldet haben und damit kontaktierbar sind.

Optimalerweise wäre die Welt der Sofortnachrichten ähnlich aufgebaut wie das System der E-Mails: Jeder sucht sich seinen gewünschten Anbieter aus und kann dennoch mit allen anderen in Kontakt treten. In der Tat gibt es diesen Ansatz mit Jabber/XMPP. Aber da sich der Ansatz selbst nicht durchgesetzt hat, nutzt das wenig und meine Versuche, Freunde und Bekannte zur Nutzung von Jabber/XMPP zu bewegen, scheiterten. Das liegt auch ein wenig daran, dass die verfügbaren Programme nicht ganz auf dem neuesten Stand sind und der heutige Nutzer eventuell die ein oder andere Funktion vermissen wird oder diese nur umständlich einzurichten ist - und sei es auch nur das Senden von animierten Bildchen...

Das Problem: Für mich kommt nicht in Frage, WhatsApp zu verwenden; es hat zu viele zu schwerwiegende Probleme. Andererseits möchte ich eigentlich niemanden zu einem bestimmten Anbieter drängen.

Ich hatte mich daher entschieden, Signal zu verwenden und dafür zu werben, zu Signal zu wechseln. Es ist ein pragmatischer Kompromiss. Denn Signal ist für mich aus verschiedenen Gründen ganz gut und deshalb kann ich es guten Gewissens empfehlen und bin dort auch nach wie vor zu finden.
Aber dann wurde die SMS-Funktion in Signal für Android entfernt und ich stieß mehr oder weniger parallel auf Delta Chat, welches den eigentlich sinnvollen oben genannten Prinzipien entspricht.

Deshalb möchte ich dafür werben, zu Delta Chat zu wechseln. Es ermöglicht verschlüsselte Kommunikation mit den üblichen Funktionen von modernen Sofortnachrichten-Programmen und zwar ohne Anmeldung bei einem bestimmten Anbieter.
Es nutzt für den Transport der Nachrichten einfach die E-Mail Adresse, die man ohnehin hat. Und wer nicht Delta Chat benutzt, empfängt die gesendeten Nachrichten als gewöhnliche E-Mail, verzichtet damit zwar auf die schlanke Darstellung in einem heute üblichen Sofortnachrichten-Programm aber kann dennoch an der Kommunikation teilnehmen und wird nicht ausgeschlossen oder zur Anmeldung bei einem bestimmten Dienst gezwungen.



Im Folgenden möchte ich meine Argumente für die Vorteile von Delta Chat aufzeigen:
Delta Chat kann hier heruntergeladen
bzw. installiert werden:

www.delta.chat

(Anleitungen zur Konfiguration)

  • Kein Zwang zum Wechsel: Mittels Delta Chat kann man mit allen Menschen kommunizieren, die eine E-Mail Adresse haben und zwingt niemanden, sich bei einem bestimmten Anbieter registrieren oder ein bestimmtes Programm installieren zu müssen. Gesprächspartner können einfach mit ihrem gewohnten E-Mail Programm an der Konversation teilnehmen. Wer Delta Chat installiert, kommt lediglich zusätzlich in den Genuss einer schlankeren Darstellung, der automatischen Verschlüsselung etc.

  • OpenSource: Der Programmecode von Delta Chat ist offen einsehbar. Damit ist prüfbar, was das Programm so alles tut. Im Gegensatz zu Programmen mit geheimem Quelltext, bei denen man dem Anbieter vertrauen muss, dass das Programm nichts Unerwartetes tut - wie etwa Nutzerprofile geniereren, die dann zu Werbezwecken verkauft werden könnten. Zum Vergleich: Der Programmcode von WhatsApp und Telegram ist nicht offen einsehbar und damit ist nicht prüfbar, was die Programme im Hintergrund vielleicht an Daten sammeln.

  • Kein Profitinteresse: Delta Chat wird nicht von einer Firma betrieben und hat wegen der Nutzung der E-Mail Infrastruktur keine Kosten für den Nachrictentransport; im Gegensatz dazu haben die meisten anderen Anbieter Profitinteressen und müssen praktisch Nutzerdaten oder zumindest Nutzungsstatistiken verkaufen.

  • Datenschutz: Bei vielen Anbietern wird das Telefonbuch des Nutzers auf den Server des Anbieters hochgeladen, um abgleichen zu können, welche Kontakte ebenfalls den Dienst nutzen (dies ist eigentlich illegal, wenn man nicht vorher alle seine Kontakte fragt, ob man deren Telefonnummer an den Anbieter weiterleiten darf). Bei Delta Chat wird nicht das Telefonbuch selbst hochgeladen, sondern der Kontakt wird über Kenntnis der E-Mail Adresse des Nutzers manuell hergestellt.

  • Auch für PC: Es gibt native Programme für den Rechner (sowohl Windows als auch Linux und Mac), sodass man auch von diesen Geräten aus bequem mit seinen Kontakten in Verbindung bleiben kann (sogar, ohne ein Smartphone zu besitzen). Zum Vergleich: WhatsApp ist auf dem Rechner nur im Browser benutzbar, wenn das Mobiltelefon zum Anmelden bereit liegt, Telegram hat ebenfalls wie Signal ein vollwertiges Programm für den Rechner.

  • Gewohnter Funktionsumfang: Neben Textnachrichten können auch Dateien, Fotos verschickt und Videotelefonate initiiert werden.

  • Verschlüsselung: Die Kommunikation in Delta Chat ist immer dann verschlüsselt, wenn beide Gesprächspartner Delta Chat verwenden (und nicht nur per klassischer E-Mail mitlesen und antworten). Das gilt auch für Gruppengespräche. Die Verschlüsselung nutzt mit OpenPGP einen der sichersten Algorithmen und da es sich um einen quelloffenen Algorithmus handelt, ist dessen Sicherheit gut überprüft. Zum Vergleich: Bei WhatsApp etwa ist die Umsetzung der Verschlüsselung Betriebsgeheimnis und kann damit nicht von Experten auf Sicherheit geprüft werden; bei Telegram muss die Verschlüsselung zudem erst manuell eingeschaltet werden und funktioniert nicht in Gruppengesprächen.


Noch ein paar Worte zur Notwendigkeit eines Sofortnachrichten-Dienstes:
Eigentlich wäre mit dem System E-Mail all das möglich gewesen, was wir heute mit Sofortnachrichten-Diensten machen. Nachrichten können verschickt werden; auch schnell. Man kann beliebige Inhalte als Anhang mitschicken. Verschlüsselung ist möglich. Kommunikation über die Grenzen einzelner Anbieter hinweg ist die Realität. Und es gab und gibt E-Mail Programme, die E-Mails nicht als Einzelnachrichten in chronologischer Reihenfolge anzeigen, sondern (optional) zusammengefasst als Konversationen. Damit wäre praktisch kaum mehr ein Unterschied zu Sofortnachrichten-Diensten gegeben. Doch durchgesetzt hat sich dies nicht.
Einzig die Identifikation des Gesprächspartners über die Telefonnummer anstatt einer E-Mail Adresse war eine Neuerung bei Aufkommen der Sofortnachrichten-Dienste. Dieser (bezüglich Datenschutz fragwürdige) pragmatische Vorteil führte wohl zum Siegeszug des Systems der Sofortnachrichten. Ob dies immer so gut ist, bleibt eine andere Frage. Daraus ergibt sich aber, dass es in diesem Bereich um Pragmatismus geht. Und leider oft weniger um Sicherheit und Datenschutz. So wählt mancher wohl seinen bevorzugten Dienst darüber aus, wo es die schönsten Sticker gibt. So entdeckt auch mancher in letzter Zeit - ich ende mit etwas Ironie - dass ein Mobiltelefon auch Sprachnachrichten übertragen kann - wofür doch gleich wurden Telefone erfunden?

Ich plädiere aber dennoch dafür, die Fragen nach Datenschutz, Sicherheit und Profitinteressen nicht dabei nicht ganz zu vergessen.
letzte Änderung: 27.12.2023
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(seit Dezember 2014)